25.02.-02.03.2015, Prag
I Glück im Unglück
Züge,
Sind nie da, wenn man sie braucht,
Es sei denn, man ist schnell,
Dann stehen sie noch eine Sekunde,
Ehe die Lunge aus der Brust fällt.
Beim Klo stinkt es,
Da wollen wir nicht sitzen;Aber nicht des Klos wegen,
Sondern, weil dort jemand Currywurst isst,
Neben dem Zugklo,
Der harte Hund.
II Dort
Wir kamen pünktlich in Prag an und ich erkannte gleich die wichtigen Stellen im Hauptbahnhof wieder, nämlich den Geld- und den Ticketautomaten. Wir kauften ein Ticket für 72 Stunden und machten uns auf den Weg zur Tram. 5, 9, oder 26 bis Lipanská. Offenbar wurden die Fahrpläne der beiden Richtungen vertauscht, denn wir fuhren in die falsche Richtung. Nach Korrektur der Fahrt konnten wir unsere Wohnung auch schnell finden. Unser Host ist sehr nett und hat uns Tram-Verbindungen auf einen Stadtplan gezeichnet und uns Tipps zum Einkaufen und Biertrinken gegeben. Wir kauften Frühstückssachen in einem kleinen Laden gegenüber ein und machten uns danach auf den Fußweg in die Neustadt. Wir haben ein nettes und günstiges Restaurant gefunden, uns gemerkt und sind weiter in die Altstadt und nach Josefov gelaufen. Da dort natürlich alle Restaurants zu teuer waren, sind wir zum Restaurant Mona Lisa, in dem wir zuvor das günstige Essen gefunden hatten und was wir fortan „Käserestaurant“ nannten, da es dort den gebackenen Edamer gab, auf den ich solche Lust hatte, zurückgegangen. Olli hatte Cordon Bleu, ich den gebackenen Käse. Dazu gab es Tartarsoße, Pommes und natürlich Bier. Schließlich sind wir ziemlich früh ins Bett gefallen – ein zumindest sehr bequemes Bett.
III Hradcany
Neonfarbene Japanerinnen,
Pink, gelb, grün.
Zwei „Schauspieler“ in Pelzmänteln
Auf einem viel zu kleinen Moped.
Selfie-Sticks im Sonnenschein.
IV Hippies
Abends suchten wir uns ein Restaurant, in dem wir günstig essen könnten. Wir entschieden uns gegen den Inder, den man uns empfohlen hatte, weil es dort ein wesentlich günstigeres Mittagsbuffet gibt und recherchierten die Restaurants, die unser Host uns empfohlen hatte. Das Maitrea, ein vegetarisches Restaurant mit Feng Shui-Ambiente, wirkte hübsch und günstig, also beschlossen wir, dorthin zu gehen. Wir fuhren zum Namesti Republikiy, was eigentlich unser ständiger Fixpunkt ist, und liefen durch die Straßen zum Restaurant. Wir hatten zuerst Schwierigkeiten dabei, die richtige Gasse zu finden, weil sie nicht in meinem Stadtplan verzeichnet ist, fanden es dann aber doch. Das Ambiente war sehr warm und freundlich. Wir hatten nicht reserviert (in Prag immer eine schlechte Idee, will ich meinen), konnten aber zum Glück noch einen kleinen Tisch bekommen, zu dem uns ein Hippie freundlich geleitete. Wir teilten uns eine kalte Vorspeise – Tartar vom Räuchertofu mit Dill, Senftofunnaise und Rucola, der mir sogar erstaunlich gut schmeckte – und als Hauptgang wählte Olli einen Burger und ich eine Paella mit Tomatenreis, getrockneten Tomaten, zweierlei Pilzen und „falschem Hähnchen“ (Seitan), bestreut mit einem Riesenhaufen Parmesan. Das Essen war wunderbar und nach zwei Bier war ich dann auch bereits für’s Bett. Beim Essen hatten wir beschlossen, dass wir uns auch weiterhin die Eintrittsgelder für Sehenswürdigkeiten sparen wollen, um stattdessen gut zu essen. Am Nachmittag hatte ich eine kurze Krise, in der die ganze Reise kaum noch einen Sinn für mich hatte. Ich kenne die Sehenswürdigkeiten bereits und wusste nicht mehr, wohin wir gehen sollten. Allerdings sind wir erstaunlich gut darin, uns in der Stadt zu verlaufen und dabei findet man möglicherweise ganz andere Ziele und Bestimmungen.
V Namaste
Damit wurden wir nicht begrüßt, als wir zum Mittagessen das Lal Qila besuchten. Genau eine Mitarbeiterin offenbar indischer Herkunft gab es in diesem Restaurant trotzdem. Das Buffet war kleiner als ich es erwartet hatte. Es gab gebratene Nudeln, Reis, eine Suppe, für die es kein Essgeschirr gab und insgesamt vier Sorten Gemüse/Kartoffeln und Hähnchen/Seitan in irgendwelchen Soßen. Nicht schön, nicht liebevoll, aber einfach, scharf, lecker und sättigend. Vor dem Essen haben wir die John Lennon Wall besucht, die auch nicht spektakulär, aber dafür schön bunt war. Ein Mann hat Gitarre gespielt und dazu gesungen.
Ich weiß nicht, ob es an dieser Stadt liegt, in der der Geist der Literatur, Musik, Kunst und der verschiedenen Religionen omnipräsent ist, oder daran, dass ich just „Aleph“ von Paulo Coelho ausgelesen habe, aber langsam scheinen meine – wie nenne ich es? – „intellektuellen Geister“ zu mir zurückzukehren. Ich kann die Uni vergessen und fühle mich nicht mehr wie in eine kalte Auswendiglernfoltermaschine eingespannt, sondern gewissermaßen losgelöst. Ich rieche überall das leckere tschechische Essen, höre das Vogelzwitschern im Sonnenuntergang und das Rauschen der Moldau und fühle mich frei.
Nach dem dritten Tag habe ich leider keine weiteren Notizen mehr gemacht. Wir haben noch viel gesehen, sind immer wieder die Stadt hoch und runter gelaufen; waren noch einmal auf der Burg, um nach 16 Uhr das goldene Gässchen voller Touristen zu bewundern, waren im Park, in dem der Petrin-Turm steht, sind durch die Straßen geirrt, um uns nur von Ruhe leiten zu lassen. Wir haben viel gegessen, viel Bier getrunken, viel fotografiert und viel geschlafen. Also rundum alles, was wir uns für unseren Urlaub vorgenommen hatten. Und nach so einem entspannten ersten gemeinsamen Urlaub, hoffe ich, dass es noch viele weitere geben wird.
Zu meiner fotografischen Ausrüstung:
Ich hatte meine digitale Canon EOS 1000D mit dem 50mm/1.8 und dem Kit-Objektiv dabei. Außerdem die Lomo Instant, die wieder einmal bewiesen hat, dass sie entweder kaputt ist oder ich wirklich ein Pechvogel bin, der keine guten Fotos damit machen kann; die Lomo LC-A+ mit Splitzer und die Diana mini. Letztere ist mir in meinem ersten Prag-Urlaub 2012 kaputt gegangen, woraufhin ich sie umtauschte und bis zu diesem Urlaub nicht aus der Verpackung genommen hatte. In der LC-A hatte ich einen selbst gemachten Mystery-Film – das sind die bunten Bilder, die ihr oben im Beitrag sehen könnt. Dafür habe ich bunte Farbverläufe vom Computerdisplay abfotografiert und den Film danach erneut belichtet. Denkt daran, wenn ihr so etwas selbst macht, dass ihr Doppelbelichtungen habt und deswegen eine ISO-Stufe höher fotografieren müsst, als euer Film habt, damit eure Fotos nicht überbelichtet werden! In der Diana mini benutzte ich einen herkömmlichen ISO 800-Negativfilm und ich befürchte, dass die Fotos zum Teil überbelichtet sein werden. Die Kamera ist zwar nicht besonders lichtstark, aber wir hatten doch ziemlich viel Sonne. Ich vermute, auf den Film passen noch 1-3 Fotos, sodass ich ihn auch bald entwickeln können werde.